Kaufinteressent für Mallorcas Perlenfabrik gefunden

Eine Investorengruppe ist laut der scheidenden Geschäftsführung von "Majorica" daran interessiert, die insolvente Fabrik in Manacor zu übernehmen. Die Arbeiter fürchten um ihre Anstellung

Die Verkaufsräume von Majorica in Manacor

Die Verkaufsräume von Majorica in Manacor / Foto: DM

Joan Sitges

Die alte Perlenfabrik auf Mallorca, "Perlas Majorica" in Manacor, steht nun offiziell zum Verkauf und hat bereits einen Interessenten. Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, hat das Unternehmen am Montag (2.11.) Konkurs angemeldet und ein Insolvenzverfahren in die Wege geleitet. Bereits vergangene Woche hatte die Werksleitung die Mitarbeiter darüber informiert.

Laut der scheidenden Geschäftsleitung gibt es bereits einen Kaufinteressenten: Eine Investorengruppe, bestehend aus großteils mallorquinischen Unternehmern, die sich vorstellen könnte, die Fabrik zu erwerben. Wie der scheidende Geschäftsführer Didier Grupposo der Presse gegenüber bekannt gab, seien die Investoren daran interessiert, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter zu übernehmen.

Vor den Arbeitern wollte die Geschäftsleitung trotz einer entsprechenden Forderung aber keine Details über die möglichen neuen Besitzer ausbreiten. Laut Gewerkschafter Daniel Cámara habe man im Namen der Arbeiter mehr Informationen über die Absichten der Investoren bei der aktuellen Geschäftsführung erbeten. "Sie wollten aber nichts aufdecken", so Cámara. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass nicht die aktuelle Geschäftsführung über unsere Zukunft entscheidet, sondern der Käufer", so Cámara, "Mit ihm werden wir verhandeln müssen, und werden versuchen, so viele Mitarbeiter wie möglich zu halten."

Cámara betonte weiter, dass nicht eine Marke zum Verkauf stünde, um die Perlenherstellung andernorts weiterzuführen, sondern eine produzierende Fabrik, die in Manacor bleiben müsse. "Wir wollen nicht aufbegehren müssen, wenn alles bereits entschieden ist. Wir wollen teilhaben an dem Prozess, deshalb haben wir das balearische Arbeitsministerium gebeten, als Vermittler zwischen den möglichen Investoren, den Arbeitern und der Geschäftsleitung aufzutreten."

Ob die Investorengruppe tatsächlich den Kaufvertrag unterschreiben wird, ist noch unklar. In den kommenden drei Wochen können noch weitere Kaufangebote eingehen.

Grund für den Konkurs ist laut Geschäftsführer Grupposo ein Umsatzrückgang bei Majorica in den vergangenen Monaten von 75 Prozent, den das Unternehmen in seinen Läden in mehr als 70 Ländern verzeichnet habe. Schon in den vergangenen fünf Jahren seien die Verkaufszahlen nach unten gegangen, die Pandemie habe die Produktion zum Erliegen gebracht.

In den Läden und der Fabrik von Majorica sind derzeit fast 300 Menschen beschäftigt, die Mehrheit von ihnen ist seit März in Kurzarbeit, als die Produktion vorübergehend eingestellt wurde.

Zwar sind die Majorica-Perlen künstlich hergestellt, dennoch gelten sie als hochwertiger als etwa aus Asien importierte Ware. Sie sind chemisch beständiger. Die Basis liefern wie eh und je Schuppen von Sardinen sowie das marmorähnliche Material Alabaster, das mit zahlreichen Schutz- und Glanzschichten überzogen wird. Um die Billig-Konkurrenz vor allem aus China auf Distanz zu halten, stellt Majorica sogenannte Echtheitszertifikate für die Imitationsperlen aus.

Seinen Ursprung hat das Unternehmen, das im Laufe der Jahrzehnte mehrmals den Besitzer wechselte und oft in den roten Zahlen stand, im Jahr 1902. Damals gründete der deutsche Unternehmer Eduard Heusch Schmal aus Aachen eine Vorgängerfirma in Manacor und führte die Stadt damit ins Industriezeitalter. /somo

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