Mallorca Zeitung

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"Mallorquins go home": Auf Menorca wächst der Ärger über mallorquinischen Massentourismus zu Sant Joan

Die kleinere Nachbarinsel von Mallorca wehrt sich dieser Tage ihrerseits gegen die Vereinnahmung ihrer Traditionen durch die Mallorquiner

Tausende Menschen auf dem Hauptplatz von Ciutadella, viele davon Mallorquiner. Raúl Sanz

Normalerweise sind es die Bewohner von Mallorca, die sich dieser Tage über den Massentourismus und seine Folgen auf ihrer Insel echauffieren. Zu den Feierlichkeiten von Sant Joan wird der Spieß auf Menorca allerdings umgedreht. Der massive Einfall von Tausenden von Mallorquinern auf der Nachbarinsel Menorca, wo das Fest einen ganz besonderen Ruf hat, sorgt dort für wachsenden Unmut.

25.000 Menschen sind für Sant Joan in die Hafenstadt Ciutadella gereist, davon allein 16.000 von Mallorca. Es gibt kein freies Hotelbett mehr bis in die kommende Woche hinein, keinen Liegeplatz im Hafen mehr und ein Gefühl der Überfüllung bei den Einheimischen, das sonst vor allem die Mallorquiner kennen.

Shirts mit der Aufschrift "Mallorquins go home"

Und es bildet sich erster Widerstand gegen die Kommerzialisierung des Festes. Die Vereinigung "Salvem Sant Joan" (Lasst uns Sant Joan retten) erinnert daran, dass es sich bei den Feierlichkeiten um eine Tradition der Einheimischen handelt und wehrt sich gegen die Verwandlung in ein Massenereignis. Junge Leute trugen Shirts mit Aufschriften wie "Mallorquins go home" oder "Catalans go home".

"Mallorquins go home": Ausdruck des Protests der Menorquiner gegen den Einfall der Mallorquiner. Raúl Sanz

Das Fest von Sant Joan wird auf Menorca traditionell drei Tage lang begangen. Höhepunkt ist der 23. Juni, der Tag vor dem eigentlichen Johannistag. Dann versammeln sich Zehntausende Menschen in der Innenstadt von Ciutadella. Eine Kavalkade mit annähernd 200 Reitern bewegt sich in caragols - in schneckenförmigen Runden - durch die mit Sand bedeckten Straßen der Stadt.

Wo man auf Reiter stößt, beginnt das gleiche Spiel: der Tanz mit den Pferden. Die Reiter lassen ihre Rösser steigen. Übermütige stützen die Tiere. Je länger die Pferde auf der Hinterhand "stehen" oder sich drehen, desto größere Wellen schlägt die Begeisterung. Zur freudigen Stimmung trägt nicht zuletzt die Pomada bei - ein Mix aus Zitronensaft und auf Menorca hergestelltem Xoriguer-Gin.

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