Mallorca Zeitung

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Gut und günstig: Auf Mallorca eine kulinarische Reise nach Marokko unternehmen

Zu Besuch im Agadir in Inca mit Tee, Tagine, Couscous & Co.

Seit einem Jahr im Geschäft: Hicham Belkhiri auf der Außenterrasse des Agadir. Nele Bendgens

Kennen Sie marokkanische Küche? Sie ist gar nicht so exotisch wie einige vielleicht meinen. Vor allem ist sie nicht weit entfernt von der mallorquinischen, stand doch die Insel von 902 bis 1229 unter maurischem Einfluss. Dies hat sich auch auf die Küche ausgewirkt. Die beliebten Hackbällchen (albóndigas) zum Beispiel sind ebenso wie die gefüllten Auberginen wohl ein Erbe der Mauren, die ja auch Orangen, Zitronen und Mandeln auf die Insel brachten.

Heute leben rund 30.000 Marokkaner auf Mallorca. Ihre vielfach einfach gehaltenen, günstigen Restaurants ermöglichen es, die marokkanische Küche ein wenig näher kennenzulernen.

Betreiber schon auf Mallorca aufgewachsen

Unsere Wahl fiel heute auf das Restaurant Agadir in Inca. Es liegt zentral an einem schönen Platz und verfügt über zwei Terrassen, eine davon überdacht, sowie einen separaten Raum im Untergeschoss für Gruppen und Familien. Eröffnet haben es vor einem Jahr (15. Juni 2023) zwei 30-jährige Marokkaner, die bereits als Kinder mit ihren Eltern nach Mallorca gezogen sind: Hicham Belkhiri und Mohammed Attouchanti. „Wenn ich Marokko besuche, was ein-, zweimal pro Jahr geschieht, dann bin ich Marokkaner, aber wenn ich hier lebe, fühle ich mich als Mallorquiner“, erzählt Belkhiri.

Schon als Junge half er seinem Vater, der in Inca gleich mehrere Geschäfte, etwa einen Kebab-Imbiss betreibt. „Das hat mir Spaß gemacht, ich habe auch viel von ihm gelernt, aber dann wollte ich mich selbstständig machen, gemeinsam mit einem Freund“, meint Belkhiri. „Uns schwebte mehr als ein Kebab-Laden vor, es sollte ein Restaurant werden mit traditioneller marokkanischer Küche.“

Eines der Gerichte im Agadir in Inca. Nele Bendgens

Gesagt getan, doch Vaters Hilfe ist immer noch offensichtlich, denn der Großteil der Möbel wie die gemütlichen Sofas, die typisch marokkanischen Lampen und weitere Dekoration, stammt aus einem anderen Laden des Vaters, dem Bazar Estación, ebenfalls in Inca. Bei den mit jeweils vier Fotos aus der Heimat verzierten Tischen hat jemand anderes den beiden jungen Wirten geholfen.

Im Tagine geschmort

Empfehlenswert sind etwa die Tagine-Gerichte, benannt nach dem Tongefäß samt Deckel, in dem diese Schmorgerichte stundenlang zubereitet werden. Die Hauptzutaten sind Lamm, Rind, Huhn oder Kaninchen, die in dem mit einem länglichen Abzug versehenen Topf zart geschmort werden. Hinzu kommen etwa Trockenfrüchte wie Aprikosen und Pflaumen, manchmal ist es auch die Kombination aus hartem Ei und Mandeln. Mit 8–10 Euro für eine üppige Portion sind diese Gerichte ebenso günstig wie der Couscous oder der Reis in Kombination mit Gemüse sowie den gleichen Fleischsorten.

Auch die Harira, die typische Lammsuppe, darf nicht fehlen. Eine Platte mit verschiedenen frittierten Fischen und Meeresfrüchten bildet mit 25 Euro eine preisliche Ausnahme, reicht aber auch für zwei Personen.

Im Innenraum des Agadir in Inca. Nele Bendgens

Auf die Gewürze kommt es an

Mit der Tradition „spielt“ Belkhiri ein wenig, „aber wirklich nur ein wenig, denn es soll ja traditionell bleiben, vielleicht gemischt mit etwas Modernem.“ Das Wichtigste aber sind Gewürze wie Ras el-Hanout, Zimt, Kreuzkümmel, Safran, Ingwer sowie Honig und Zucker. Die Zutaten wie das Halal-Fleisch oder Gewürze bezieht Belkhiri größtenteils über spezialisierte Händler oder kauft sie direkt in Marokko ein.

Als kleine Referenz an andere Geschmäcker gibt es auch gefüllte Tacos ebenso wie Hamburger. Alkohol ist aus religiösen Gründen verpönt, aber lecker schmecken auch der mit Minze angereicherte typische grüne Tee oder die verschiedenen Smoothies.

Im Agadir lässt sich auch frühstücken, etwa mit spanisch belegten Bocadillos (7 Euro) oder mit einer Frühstückskombination inklusive Getränke für günstige 7 Euro (Vorspeisen 2,50–7,50 Euro, Hauptspeisen 8–12 Euro, Desserts 1–3,50 Euro). Und eine Extratheke bietet viele süße Leckereien wie Torten und Gebäck, etwa das berühmte Honiggebäck Shabakiyya.

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