Mallorca Zeitung

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Diese Songs singt der Ballermann zur Fußball-EM in Deutschland

Die Uefa hat sich auch mit ihrem diesjährigen Song zur Europameisterschaft nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ist das etwa die Chance für die Ballermann-Hits? Produzent Ikke Hüftgold provoziert schon mal mit Pyrotechnik

Marc Eggers, Niko Thoms und Ikke Hüftgold (von links) singen „Pyrotechnik“. | FOTO: SUMMERFIELD

Der Grat zwischen absolutem Käse und Potenzial für einen Klassiker ist bei Fußballsongs extrem schmal. Bei den seit 1992 offiziellen Turnierliedern der Uefa tendiert er meist in eine Richtung: Humbug. Außer Nelly Furtados „Força“ 2004 war eigentlich kein Song dabei, dass nach dem EM-Finale noch mal irgendwo im Radio lief. Dem diesjährigen Song „Fire“ von One Republic, Meduza und Leony dürfte es ähnlich ergehen. Es sind „zwei Minuten und 48 Sekunden sägenden Elends, gleichzeitig egal und doch erstaunlich ermattend. Ein Lied wie ein Ermüdungsbruch“, lautet das durchaus treffende Fazit des RedaktionsNetzwerk Deutschlands.

Die gute Nachricht ist: Die mauen offiziellen EM-Songs öffnen meist Außenseitern die Türen, um das Lied des Sommers zu schreiben. Denken wir an das Jahr 1996 zurück. Deutschland holt in England den EM-Titel. „We’re in This Together“ von Simply Red lautete der Uefa-Song zum Turnier, der auf einer Trauerfeier am besten aufgehoben ist. Der seitdem aber wohl populärste Fußballsong ist „Three Lions“ von The Lightning Seeds mit der Ohrwurmzeile „It’s coming home, it’s coming home, it’s coming, football’s coming home“.

Altenpfleger wechselt an den Ballermann

Nun stellt sich die Frage, was das eigentliche EM-Lied in diesem Sommer wird. Oder zumindest das zweitbeste, denn Peter Schillings „Major Tom“ hebt jetzt schon unüberholbar ab und steht derzeit auf Platz zwölf der Charts. Die Dornröschen-Geschichte ist derzeit der „Balkonultra“. Niko Thoms aus Delitzsch, einer der etwas unscheinbareren Orte in Sachsen, filmte sich dabei, wie er auf dem Balkon „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“ sang. Sein Video ging in den sozialen Medien viral, und Ballermann-Sänger und Produzent Ikke Hüftgold wurde darauf aufmerksam.

Der Remix des von Schlagersänger Marc Eggers komplettierten Trios ist vergangene Woche auf Platz 57 der Charts eingestiegen. Wichtigste Zeile: „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen, wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf.“ „Solange Deutschland bei der EM dabei ist, umso besser wird der Song“, sagt Matthias Distel alias Ikke Hüftgold. „Wobei auch die Schweizer das Lied schon singen und Künstler aus Luxemburg mich für eine Coverversion angefragt haben.“ Erfinder Thoms setzte unterdessen seinen Job als Altenpfleger aus und versucht sich nun als neuer Ballermannstar – der übliche Karriereweg der Sänger an der Playa de Palma halt.

Die Hits aus den Vorjahren umgeschrieben

Ansonsten versuchen die Ballermannkünstler auch, die Hits der vergangenen Saisons in die Fußballsprache umzudichten. Aus „Layla“ wird „Europameister“ von DJ Robin und Schürze. Der Refrain „Und dieses Jahr, da werden wir Europameister, wir spielen schneller, besser, geiler“ ist auf jeden Fall weniger skandalös als das Original mit der Puffmutter. Wesentlich zweideutiger ist Ikke Hüftgolds „Bumsbar“ aus dem Vorjahr, der nun „Mach ihn rein“ heißt. „Mach ihn rein, hol dir die Trophäe heim, mach ihn rein, mach ihn rein, nimm dein schönstes Körperteil“, singt er.

Ohne Ärger geht es beim Sänger bekanntlich nicht. Mit seiner für den Song gegründeten Partynationalmannschaft legte sich Distel mit dem DFB an. Die Fußballbosse sahen in den von Ikke Hüftgold entworfenen Marketingartikeln eine illegale Nutzung des DFB-Logos, obwohl der Sänger es abwandelte.

Megapark-Vorsängerin Isi Glück leistet gemeinsam mit Kreisligalegende und Calvin Kleinen ihren EM-Beitrag. „Allez, allez“ sowie das Wortspiel „alle Mann – alemán“ tauchen darin immer wieder auf. „Was für krasse Tage, hey. Jetzt kommt das Finale. Wir nehmen dieses Land mal so richtig auseinander“, ist die zum Mitgrölen gedachte Zeile.

„Wie macht man einen EM-Song? Ich hab doch keinen Plan“, singen die Influencer Aditotoro und Paulomuc ehrlicherweise. Sie setzen auf ein altbewährtes Mittel und greifen sich einen Spieler heraus, der als Publikumsliebling geeignet ist: Niclas Füllkrug. „Füll Krug mit Bier und der Sommer wird so schön wie nie“, soll das Publikum anheizen. Auch Killermichel hat sich einen Ex-Fußballer herausgepickt. Ob sein „Lo Lo Lo, Lothar Matthäus“ aber so zeitgemäß ist? Es klingt eher ähnlich innovativ wie die Uefa-Hits.

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