Mallorca Zeitung

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Kampf gegen Exzesstourismus: Magalufs größter Hotelkomplex geht in die Offensive

Ausgerechnet in den Gebäuden eines ehemals als Saufurlauber-Paradies verschrienen Hotels sollen Partyurlauber nun nicht mehr geduldet werden

Viel Politprominenz beim Ortstermin, darunter der balearische Tourismusminister Jaume Bauzà (3.v.l.) Betreiber Pep Cañellas (4.v.l.), Calviàs Bürgermeister Juan Antonio Amengual (5.v.l.) und Inselrats-Tourismusdezernentin Clara del Moral (2.v.r.) Zafirus

Magaluf im Südwesten von Mallorca ist als Hochburg des britischen Party-Tourismus bekannt. Die neuen Betreiber des größten Hotelkomplexes des Ortes haben sich jetzt offiziell vom Exzesstourismus losgesagt. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten will man sich nun auf ein anderes Zielpublikum fokussieren.

Konkret geht es um einen Komplex, der aus drei verschiedenen neuen Hotels besteht: Zum einen ist da das Fergus Club Mallorca Waterpark, ein Vier-Sterne-Hotel mit 656 All-Inclusive-Zimmern, das sich an ein Familienpublikum richtet und über einen Wasserattraktionspark verfügt. Zum anderen sind da das Tent Calvià Beach mit 280 Zimmern und das Tent Mojito Suites - ein Aparthotel mit 120 Zimmern. Beide haben jeweils drei Sterne und bieten neben der Unterkunft nur Frühstück an. "Wir sprechen Kunden an, die das Reiseziel genießen und erkunden wollen und die auf keinen Fall kommen, um sich zu betrinken. Und es liegt in unserer Verantwortung, das auch zu erreichen", so Pep Cañellas von der Fergus Group, die die drei Einrichtungen betreibt.

Ehemaliger Party-Urlauber-Treffpunkt

Zuvor hatten die Gebäude das von der Cursach-Gruppe betriebene und bei Partyurlaubern beliebte BH Mallorca Resorts beheimatet. Lange Zeit über war es als Saufurlauber-Paradies verschrien. Mittlerweile hat sich die Cursach-Gruppe aus dem riesigen Komplex zurückgezogen. Er ist aber weiterhin Eigentum der mallorquinischen Familie Matutes.

Wohl, um die edlen Absichten zu unterstreichen, die mit dem Betreiberwechsel einhergehen, hatte Cañellas am Freitag (5.7.) die verantwortlichen Politiker von Balearen-Regierung, Inselrat und dem Rathaus von Calvià sowie den Balearen-Chef der Guardia Civil zu einem Ortstermin eingeladen - und alle folgten der Einladung. Kein Wunder: Immerhin hat die Fergus-Gruppe bereits mehr als 20 Millionen Euro in die Umbaumaßnahmen gesteckt. Laut Cañellas soll so eine "neue Etappe" eingeleitet werden.

Tatsächlich hat die Fergus-Gruppe schon vor mehreren Jahren damit begonnen, einen Paradigmenwechsel im Sündenpfuhl Magaluf einzuleiten: Bereits mit dem Bau des Fünf-Sterne-Hotels Tobago wollte man die Klientel des Urlaubsorts neu positionieren und sorgte für Schlagzeilen.

Die drei nun umgebauten Hotels umfassen zusammen 1.056 Zimmer und schaffen rund 300 Arbeitsplätze. Geplant sei, dass die Unterkünfte acht statt wie bisher sechs Monate im Jahr geöffnet haben. Schon in seiner ersten Sommersaison sei der Komplex zu 80 Prozent belegt.

"Dankbar für den Mut"

Wasserrutsche im neuen Familienhotel Zafirus

Die gekommene Polit-Prominenz war denn auch voll des Lobes für das neue Vorhaben. Er sei Cañellas "dankbar für den Mut", dieses Projekt voranzutreiben, so der balearische Tourismusminister Jaume Bauzà, der zum wiederholten Male betonte, dass man kein "unzivilisiertes Verhalten" seitens der Urlauber auf der Insel haben wolle. "Der Urlauber muss darüber aufgeklärt werden, dass er zu einem Urlaubsziel kommt, das er so sehr pflegen muss wie sein eigenes Zuhause", so auch die Inselratsdezernentin für Tourismus, Clara del Moral. Ziel sei es nicht, die Inseln zu einem elitären, sondern zu einem "qualitativ hochwertigen Reiseziel" zu machen.

Magaluf sei jahrelang schlecht behandelt und stigmatisiert worden, klagte dann auch der Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Calvià, Juan Antonio Amengual. Die Initiative der privaten Investoren würde die Umwandlung Magalufs "mehrere Schritte nach vorne bringen". Das Gemeindeoberhaupt erwähnte aber auch die öffentlichen Arbeiten an der Meerespromenade Magalufs, die ebenfalls zur Aufwertung der Gegend beitrügen. /somo

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