Die Spannung steigt: Alle wichtigen Fakten zum Gordo und der spanischen Weihnachtslotterie

Der 22. Dezember ist Weihnachtslotterie-Tag. Wie viel der Gordo bringt, was es sonst noch für Preise gibt und worauf Sie achten sollten

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Stundenlanger Singsang

Seit 1812 konnten weder Katastrophen noch Bürgerkriege die Ziehung des Hauptpreises Gordo („der Dicke“) unterbinden. Am Freitag (22.12.) ist es wieder so weit. Die Auslosung findet wie immer im Teatro Real in Madrid statt. Dort sind zwei Lostrommeln aufgebaut: eine mit den Gewinnnummern, eine mit den Preisen. Mehr als drei Stunden lang singen jeweils zwei Kinder des ehemaligen Waisenhauses und der heutigen Schule San Ildefonso die Nummern und Preise auf den aus den Trommeln gerollten Kugeln vor – der live im Fernsehen und Radio übertragene Singsang ist der Sound der Weihnachtslotterie. Wem das zu viel des Guten ist, kann danach unter anderem auf der Website der Mallorca Zeitung überprüfen, ob sein Los zu den Gewinnern gehört.

Wie funktioniert die Lotterie?

Gespielt wird mit einer fünfstelligen Zahl. Somit sind 100.000 Kombinationen möglich. Da die Spanier im Durchschnitt drei Lose kaufen, reicht die Anzahl nicht aus. Daher gibt es jede Nummer dieses Jahr 185 Mal. Die sogenannte Serie ist auf dem Los aufgedruckt, spielt für die Auslosung aber keinerlei Rolle. Die Gewinnnummer jeder Serie bekommt den jeweiligen Preis.

Mit 1:100.000 ist die Chance auf den Gordo sehr hoch. Zum Vergleich: Bei der deutschen Lotterie 6 aus 49 liegt die Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn bei 1:13.983.816. In diesem Zusammenhang wird oft erwähnt, dass es wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden.

Dafür sind die Lose teuer. Eine Nummer kostet 200 Euro. Da sich das nur wenige leisten wollen oder können, werden die Nummern gezehntelt und in sogenannten décimos zu je 20 Euro verkauft. 3,7 Milliarden Euro fließen durch den Verkauf in die Staatskasse, davon werden 70 Prozent, 2,59 Milliarden Euro als Gewinne ausgeschüttet. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass niemand die Gewinnnummer des Gordo gekauft hat. Dann bleibt das Geld beim Staat. Bislang ist das nur im Jahr 1931 geschehen.

Was gibt es bei der spanischen Weihnachtslotterie zu gewinnen?

Für Lottogewinne gibt es in Spanien eine steuerliche Freigrenze in Höhe von 40.000 Euro. Höhere Preisgelder werden mit 20 Prozent besteuert. Der Hauptpreis Gordo ist mit 400.000 Euro pro Zehntellos dotiert, von dem dann 328.000 Euro übrig bleiben (nach Abzug der 40.000 Euro Freigrenze entsprechen die 72.000 Euro 20 Prozent von 360.000 Euro). Zudem gibt es einen zweiten (108.000 Euro nach der Steuer), einen dritten (48.000 Euro nach der Steuer), zwei vierte (20.000 Euro) und acht fünfte Preise (6.000 Euro). Wie beim Gordo wird dafür eine fünfstellige Ziffer gezogen. Das Los muss komplett übereinstimmen.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe kleinerer Preise. Die Kinder singen 1.794 weitere Gewinnnummern aus – die pedreas – für die es 100 Euro pro Zehntellos gibt. Trostpreise gibt es für die Nummer vor und nach dem ersten (2.000 Euro), zweiten (1.250 Euro) und dritten (960 Euro) Preis. Bei wem die letzten beiden Ziffern des ersten, zweiten oder dritten Preises übereinstimmen, der bekommt 100 Euro. Die gleiche Summe gibt es für die letzten drei Stellen der vierten Preise. Den Einsatz in Höhe von 20 Euro bekommt man zurück, wenn die letzte Ziffer des Hauptgewinnes mit der des Loses übereinstimmt.

Welche Nummer nehmen?

Wer sich in einer bestehenden Runde in einer Bar, im Verein oder auf Arbeit einklinkt, muss wohl oder übel die festgelegte Nummernfolge nehmen. Wer sich selbst das Los im Laden kauft, hat freie Wahl. Meist darf die Glückszahl nicht fehlen, manche Leute setzen auf für sie wichtige Daten, wie Geburtstag oder Hochzeitstag. Man kann auch versuchen, systematisch vorzugehen und sich an der Statistik zu orientieren – wobei das aus mathematischer Sicht natürlich Quatsch ist. Statistisch ist von der Endziffer 1 abzuraten. Die gab es in der Gordo-Geschichte nur acht Mal. Die Endziffer 5 fiel 32 Mal. Die Endziffer 2 gab es zuletzt 1990 – vielleicht ist sie mal wieder an der Reihe? In den vergangenen drei Jahren war jeweils die erste und letzte Zahl identisch: 2020 die 7, 2021 die 8, 2022 die 0.

Schwarze Katze oder bucklige Leute aufsuchen

Ist man abergläubisch, gibt es beim Los auch sonst einiges zu beachten. Idealerweise betritt man den Lottoladen mit dem linken Fuß und bittet den Verkäufer, das Los mit der rechten Hand zu verkaufen. Gibt es zwei Warteschlangen, so ist an ungeraden Tagen die linke Schlange und an geraden Tagen die rechte Schlange zu wählen. Dem Aberglaube nach soll man mit dem gekauften Schein über den Rücken einer schwarzen Katze oder eines buckligen Menschen streichen. Der Bauch einer Schwangeren geht auch, wenn sich der Vierbeiner weigert und Quasimodo gerade unterwegs ist.

Verliert man, muss man nicht traurig sein. Pech im Spiel, Glück in der Gesundheit, heißt es in dem Zusammenhang. Auch hier gibt es Aberglaube. Man solle die Niete mit einer orangen Kerze verbrennen und drei Mal im Kopf vorsagen: Möge aus deiner Asche ein künftiger Gewinn entstehen.

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