Tipps von Rafael Nadals Ernährungsexpertin: So klappt die Detox-Kur im Frühling

Gemma Bes berät neben dem Tennisprofi auch die Schüler des Mallorquiners

Gemma Bes erstellt den Speiseplan für Rafael Nadal.

Gemma Bes erstellt den Speiseplan für Rafael Nadal. / Ramon

Angeblich soll Rafael Nadal früher Nutella mit einem großen Löffel gemümmelt und dazu Cola getrunken haben. Heute passt Gemma Bes darauf auf, was der Profisportler so in sich reinstopft. Die Ernährungsberaterin ist auch für die Schüler der Tennisakademie des Mallorquiners zuständig. Im Interview mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ sprach die Expertin zwar nicht über den Speiseplan des 37-Jährigen, gab dafür aber Tipps, wie man im Frühjahr mit der Ernährung entschlacken kann.

Ist eine Detox-Kur im Frühling nötig, um damit auszugleichen, was wir im Winter gegessen haben?

Es ist zumindest eine gute Gelegenheit, der Leber mal eine Pause zu gönnen. Wobei auch der Frühling für das Verdauungssystem nicht so einfach ist. Es wird durch Lebensmittelallergien und Umwelteinflüsse, die auf den Magen schlagen, gestresst. Im Winter nehmen viele Menschen fettige Eintöpfe zu sich. Wenn die Temperaturen nun steigen, brauchen wir Lebensmittel, die uns erfrischen und auch den Körper reinigen.

Die da wären?

Passenderweise alle Obst- und Gemüsesorten, die derzeit Saison haben. Die mediterrane Diät ist die beste der Welt, und auf Mallorca mangelt es uns nicht an lokalen Produkten. Wir müssen das Maximum aus grünen Lebensmitteln rausholen: Artischocken, deren Saison sich zum Ende neigt, Bohnen, Erbsen, Sellerie. Am besten kalt zu einem Smoothie gepresst. Denn gekochtes Gemüse verliert viele Vitamine. Besonders der Sellerie kann eine Tiefenreinigung der Leber bewirken.

Reicht dem Körper ein Frühjahrsputz aus, wenn man das restliche Jahr seine Ernährung nicht umstellen möchte?

In dem Fall ist er auf jeden Fall notwendig. Besser wäre es aber, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst etwas mehr auf die Ernährung zu achten. Somit kann sich der Körper auf die für ihn schwierigere Jahreszeiten vorbereiten und das Immunsystem stärken. Diese Ruhezeit der Verdauung sorgt dafür, dass man mehr Energie und Lebenskraft bekommt.

Wie lange sollte eine Detox-Kur dauern?

21 Tage ist ein idealer Zeitraum. Auch für die, die es nicht gewöhnt sind, muss das nicht hart sein. Es gibt strengere und weniger strenge Detox-Varianten. Wichtig ist für mich in erster Linie, dass die Kur keinen Stress auslöst, sondern ein inneres Gleichgewicht schafft.

Wie beeinflusst der Stress die Verdauung?

Stress ist der größte Feind der Verdauung, der am meisten vergiftet. Weitere Faktoren sind die Art und Weise, wie wir essen, Sport, Schlaf, zwischenmenschliche Beziehungen … Eine Form, den Stress abzubauen, ist das mindful eating. Dabei geht es darum, sich voll und ganz dem Essen zu widmen und langsam zu kauen. Das senkt den Stresslevel, fährt das Nervensystem herunter und fördert den Parasympathikus, der uns beruhigt. Wer so isst, gewinnt gleich doppelt: Der Preis ist ein intaktes Verdauungssystem und weniger Stress.

Die Kudzu-Pflanze ist heutzutage auch in Mode. Was halten Sie davon?

Sie hat viele Vorteile. In erster Linie stärkt sie das Verdauungssystem. Kudzu lässt sich einfach zubereiten. Man kauft es als Pulver. Selbst Spitzenköche benutzen es als Bindemittel. Meine Patienten spüren ein davor und ein danach, wenn sie es für sich entdecken.

Wir nähern uns der Hochsaison der Eisverkäufer, aber Sie verbieten den Zucker. Ist er wirklich so schlimm?

Ich verbiete ihn nicht, aber ich würde raffinierten Zucker meiden. Der ernährt nur Bakterien, die schlecht für unsere Darmflora sind. Wenn wir den „guten“ Bakterien helfen wollen, müssen wir natürliche Alternativen zum Süßen von Speisen suchen. Fruchtzucker zum Beispiel. Der Zucker gibt unserem Körper zwar einen Energieschub, danach fällt man aber in ein Loch. Es ist wie eine Achterbahnfahrt. Letztlich hängt es auch wieder davon ab, wie ich den Zucker konsumiere. Sitze ich beim Eisessen auf dem Sofa, ist das nicht so gut. Gehe ich dabei spazieren, verbrenne ich ein wenig die Energie.

Und brauner Zucker?

Ist etwas besser. Ich vertraue dann aber doch lieber auf den Fruchtzucker.

In Ländern mit sehr hohen Temperaturen trinkt man Heißgetränke. Sollten wir auf Mallorca dem Beispiel folgen?

Die Temperatur der Speisen ist normalerweise an die Jahreszeit angepasst. Wobei die Tees, die man aus dem arabischen Raum kennt, nur heiß verzehrt das Verdauungssystem unterstützen. Kalter Tee hilft nicht. Die Araber trinken den Tee meist vor dem Essen. Wer Verdauungsprobleme hat, kann sich daran ein Beispiel nehmen. Spezielle Teesorten sind bei der Detox-Kur gut für die Leber. Ich rate zudem, während des Essens auf Getränke zu verzichten. Die stören in der Regel nur bei der Verdauung.

Es heißt, man soll wenig, dafür aber oft essen. Stimmt das?

Junge Leute, die Sport machen und keine Probleme mit der Verdauung haben, müssen viel essen. Wenn wir älter werden und uns weniger bewegen, müssen wir auch die Nahrungszufuhr herunterschrauben. Das ist ganz simple Logik. Jeder sollte sich dann fragen, ob er wirklich Hunger hat oder es sich um eine emotionale Fressattacke handelt.

Würden Sie die Ernährung von Rafael Nadal als gesund bezeichnen?

An den wichtigen Tagen schon.

Wie achten Sie in der Rafa Nadal Academy auf die Ernährung der Schüler?

Ich versuche, positive Impulse durch Spiele, Videos oder Aufgaben zu setzen, die sie zu einer gesunden Ernährung führen. Die Schüler müssen spüren, dass es ihnen hilft, und den Sinn verstehen. Da wir Kinder und Jugendliche aus 47 unterschiedlichen Nationen haben, setzen wir auf ein reichhaltiges Buffet, das ein toller Koch zubereitet. Montags und donnerstags machen wir einen Wettbewerb aus dem Essen. Wer den besten Teller zusammenstellt, gewinnt ein Essen in Rafas Restaurant Roland Garros. Das motiviert die Schüler extrem.

Was sind die größten Probleme in Sachen Ernährung heutzutage?

Die große Menge an industriellem Essen voller Zucker – und wie wenig Gemüse auf den Teller kommt. Wenn man es ein wenig auszugleichen versucht, merkt man schnell, wie es einem guttut. Es geht nicht darum, jeden Tag perfekt zu essen. Aber zumindest sich schrittweise zu verbessern. Bei Treffen mit Freunden kann man ja eine Ausnahme machen und ordentlich zulangen.

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