Keine Tiefgarage, nur zubetoniert: Cala Ratjadas neuer Platz missfällt den Anwohnern

Jahrelang war eine riesige Bauruine mitten im Zentrum der Schandfleck des Urlaubsorts. Nun ist dort, wo früher einmal das Hotel Tucan stand, ein neuer Platz entstanden. Große Begeisterung ruft er aber nicht hervor

Viel Parkplatz, wenig Schönes, aber allemal besser als die alte Bauruine: die neue Plaça del Carme in Cala Ratjada

Viel Parkplatz, wenig Schönes, aber allemal besser als die alte Bauruine: die neue Plaça del Carme in Cala Ratjada / Sophie Mono

Sophie Mono

Sophie Mono

Cala Ratjada auf Mallorca hat einen neuen Treffpunkt - zumindest theoretisch: Mitten in dem beliebten Urlaubsort sind die Bauarbeiten zu der neuen Plaça seit einigen Tagen abgeschlossen. Doch das vom Rathaus beauftragte Projekt löst nicht gerade Jubelschreie unter der Bevölkerung hervor.

Das war im vergangenen November, als die Bagger erstmals anrückten, anders. Mit großem Wohlwollen hatte die Bevölkerung damals verfolgt, wie die mehrstöckige Bauruine, die dort - direkt neben der Dorfkirche und an der vielfrequentierten Straße Carrer de l'Agulla gelegen - viele Jahre lang das Stadtbild verschandelt hatte, endlich dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Abriss der Bauruine in Cala Ratjada im November 2023.

Abriss der Bauruine in Cala Ratjada im November 2023. / Monika Umland

Und tatsächlich: Je mehr Mauern die Bagger einrissen und das schäbige, lichtschluckende Bauskelett abtrugen, desto freundlicher war plötzlich der optische Eindruck im Ortszentrum - zumal das zuständige Rathaus von Capdepera in Aussicht stellte, dass dort ein öffentlicher Platz samt Tiefgarage entstehen solle. Genau das hatte bereits die linke Vorgängerregierung vorgehabt, als sie das Grundstück im Jahr 2022 erwarb. Man wolle an dem Vorhaben festhalten, bekräftigte die konservative Bürgermeisterin Mireia Ferrer noch im November gegenüber der MZ. Geplant war eine Fertigstellung des Platzes bis Ostern 2024.

Doch keine Tiefgarage

Doch ganz so kam es dann nicht. Die Arbeiten zogen sich bis Juni hin, und auch eine Tiefgarage wurde dem Ort letztlich nicht beschert. Stattdessen nehmen nun 30 oberirdische Parkplätze einen Großteil der neu geschaffenen Fläche ein. Zum gemütlichen Zusammenkommen lädt gerade mal ein kleiner Streifen in Richtung der Hinterseite der Dorfkirche ein - doch abgesehen von einem einzigen Klettergerüst und ein paar jungen Bäumchen hat man sich hier auf eine schlichte Betonierung des Untergrunds beschränkt. Nicht gerade ein Spiel- oder Verweil-Paradies.

"Das hat weder Hand noch Fuß, da haben sie Geld für Arbeiten ausgegeben, und dann doch wieder nichts gemacht, was sich wirklich sehen lässt", schimpft denn auch gleich ein Passant, als die MZ am Donnerstagvormittag (27.6.) vor Ort Fotos schießt. "Die Parkplätze unter der Erde hätten sich besser gemacht", pflichtet ihm ein junger Vater bei, dessen Tochter das Klettergerüst einweiht.

Ein einsames Klettergerüst auf der neuen Plaça del Carme in Cala Ratjada auf Mallorca

Ein einsames Klettergerüst auf der neuen Plaça del Carme in Cala Ratjada auf Mallorca / Sophie Mono

Bevölkerung bestimmt den Namen

Tatsächlich war das Grundstück, als es die Gemeinde 2022 erwarb, bereits unterkellert. Bis zum Jahr 2010 hatte dort das bei deutschen Gästen beliebte Hotel Tucan gestanden. Nach dessen Abris wollte ein privater Bauträger dort Luxuswohnungen entstehen lassen - private Tiefgarage inklusive. Die unterirdische Ebene sowie das Grundgerüst des Appartment-Blocks entstanden, gerieten jedoch aufgrund städtebaulicher Fehler ins Stocken und verfielen. "Immerhin ist der Schandfleck jetzt weg, besser als vorher ist allemal geworden", so der Passant versöhnlich.

Wohl auch, um den Bewohnern den neuen Platz näherzubringen, hatte das Rathaus in den vergangenen Wochen eine digitale Abstimmung über den neuen Namen des Platzes veranstaltet, an der alle in der Gemeinde eingeschriebenen Personen ab zwölf Jahren teilnehmen durften. Mit großer Mehrheit (70 Prozent der abgegebenen Stimmen) gewann der Name Plaça del Carme, angelehnt an die Schutzpatronin der Fischer. Die Optionen Plaça de la Mediterrània (Mittelmeerplatz, 27 Prozent der Stimmen) und Plaça dels Estiuejants (in etwa: Platz der Sommerliebhaber, 2 Prozent) wurden mehrheitlich abgelehnt.

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