Musik-Finca auf Mallorca: In diesem Idyll mit Tonstudio können sich Künstler frei ausleben

Mit ihrem Projekt "Red Carpet Studio" schafft eine Kanadierin einen neuen Rückzugsort für Musiker

Liebe zur Musik verbindet: Katia Raby und der brasilianische Musiker Pedro Rosa sind schon seit vielen Jahren befreundet.

Liebe zur Musik verbindet: Katia Raby und der brasilianische Musiker Pedro Rosa sind schon seit vielen Jahren befreundet. / Nele Bendgens

Ob brasilianische Gitarrenklänge, sanfter Jazz oder melancholische Melodien am Klavier: Auf der Finca von Katia Raby ist es fast nie still. Das von der 49-Jährigen 2023 eröffnete Red Carpet Studio in der Nähe von Lloret de Vistalegre im Inselinneren wirkt wie ein Sehnsuchtsort. Kaum vorstellbar, dass das Anwesen mit seinem Pool, dem Gemüsegarten, zwei modernen Bungalows und einer Olivenplantage vor 13 Jahren nur reines Brachland war. Katia Raby und ihr Mann Nicolas Chornet haben es in einen Ort verwandelt, an dem sich Künstler frei ausleben können. Umringt von weiten Feldern und einer hügeligen Landschaft, liegt heute der Duft von Lavendel in der Luft. Wenn die Musik mal schweigt, hört man bis auf den Wind und das Rascheln der Bäume fast nichts.

Freiheit und musikalischer Spielraum

„Hier habe ich das Gefühl, frei zu sein. Es ist ruhig. Es gibt keinen Stress“, sagt der brasilianische Musiker Pedro Rosa, der Raby schon seit vielen Jahren kennt. Im Herzen des Red Carpet Studios, dem Wohnzimmer der Finca, nimmt Pedro Rosa gerade sein zweites Album auf. In dem offenen, großen Raum stehen zwischen Kunstwerken aus Spanien und Brasilien eine Auswahl an Gitarren, ein Flügel, ein E-Piano aus den 70er-Jahren, Percussions, zwei Schlagzeuge und ein Kontrabass. „Viele Musiker, wie zum Beispiel Pedro, bringen aber auch ihre eigenen Instrumente mit. Trotzdem wollen wir den Künstlern einen breiten musikalischen Spielraum bieten“, sagt die in Kanada geborene Katia Raby.

Das Studio bietet alles, was das Musikerherz begehrt.  | FOTO: N. BENDGENS

Das Studio bietet alles, was das Musikerherz begehrt. | FOTO: N. BENDGENS / Jette Minks

Ein Projekt, das sich ständig weiterentwickelt

Das Projekt sei jedoch lange noch nicht abgeschlossen. „Jedes Jahr kommt etwas Neues dazu. Wir planen ein professionelles Tonstudio im Keller des Gebäudes, außerdem sind wir gerade dabei, einen dritten Bungalow für die Musikerinnen und Musiker zu renovieren“, sagt Katia Raby und zeigt dabei in die Ferne. Zwischen Feldern und Olivenbäumen befindet sich auf einem Hügel ein paar Hundert Meter weit entfernt ein kleines Häuschen, das als neues Gästehaus dienen soll. Momentan können in den Red Carpet Studios zehn bis fünfzehn Künstler unterkommen. Die Unterkunft ist fast jede Woche besetzt. Es gibt zwei kleine stilvoll eingerichtete Bungalows mit Badezimmer sowie drei Schlafzimmer im Haupthaus, in dem auch Raby wohnt.

Aus Liebe zur Kultur und Musik

Die 49-Jährige mit mallorquinischen Schwiegereltern kümmert sich hier um alles: Sie kocht mit frischen Zutaten aus dem hauseigenen Gemüsegarten, produziert eigenes Olivenöl, betreut die Künstler, putzt, transportiert Instrumente und organisiert Konzerte, die dreimal jährlich im Garten der Finca stattfinden. Um ihr Projekt zu professionalisieren, hat Raby in Madrid einen Master in Künstlermanagement absolviert. Sie selbst spielt Klavier und Geige, ist jahrelang auf eine Kunstschule gegangen. So habe sich auch die Liebe zur Kultur und Musik entwickelt, die sie und ihren Mann letztendlich dazu gebracht hat, das Projekt zu verwirklichen. Seit September 2023 ist es offiziell eröffnet.

Zwei Bungalows dienen den Musikern als Unterkunft.  | FOTO: N. BENDGENS

Zwei Bungalows dienen den Musikern als Unterkunft. | FOTO: N. BENDGENS / Jette Minks

Die Kernpunkte des Projekts

„Bei diesem Projekt sind uns drei Punkte besonders wichtig. Erstens: Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. 80 Prozent der benötigten Energie gewinnen wir aus der hauseigenen Solaranlage. Außerdem haben wir zwei Brunnen und sind somit fast unabhängig von der Außenwelt“, erklärt Katia Raby. „Zweitens: Wir wollen mit unserem Projekt Musiker fördern, denen solche Möglichkeiten normalerweise nicht offenstehen. Dazu kooperieren wir unter anderem mit der Stiftung Pro Musics in Palma, die Nachwuchsmusiker und -musikerinnen unterstützen“, ergänzt sie. Die Preise für die Unterkunft versucht sie daher relativ gering zu halten. Sie variieren zwischen 65 und 165 Euro pro Nacht. Ein dritter Punkt des Projekts sei die Kulturförderung in der Region. Mit der Gemeinde Lloret und den Nachbargemeinden Sant Joan und Sineu will Katia Raby in Zukunft kulturell noch stärker zusammenarbeiten und Events organisieren.

Vom Konzert zum zweiten Album

Die Schönheit des Ortes und der Hintergedanke dieses Projekts sind auch der Grund dafür, warum der brasilianische Künstler und Gitarrist Pedro Rosa die Red Carpet Studios ausgewählt hat, um hier sein zweites Album aufzunehmen. Der Brasilianer, der seit mittlerweile zwölf Jahren in Palma lebt, hat Katia Raby vor ein paar Jahren hier auf der Finca kennengelernt. Damals hat Pedro Rosa hier ein kleines Konzert gespielt.

Pedro Rosa nimmt im Red Carpet Studio sein zweites Album auf.

Pedro Rosa nimmt im Red Carpet Studio sein zweites Album auf. / Nele Bendgens

"Diesen Ort kann man schon nach sehr kurzer Zeit sein Zuhause nennen"

„Die Liebe zur Musik hat uns damals verbunden. Vielleicht auch deshalb, weil brasilianische Musik ihre Lieblingsmusik ist“, sagt der studierte Toningenieur. In das Red Carpet Studio habe er sich direkt verliebt. „Diesen Ort kann man schon nach sehr kurzer Zeit sein Zuhause nennen. Zum Aufnehmen ist es hier perfekt. Man verspürt keinen Druck wie in anderen Tonstudios“, sagt Rosa. Obwohl das gesamte Haus als Aufnahmeort dienen kann, ist das offene Wohnzimmer sein Lieblingsort. Pedro Rosa macht es sich bequem, setzt sich an seine Gitarre und beginnt, auf Brasilianisch zu singen. Die Stille, die zuvor herrschte, wird unterbrochen. Katia Raby setzt sich dazu, lauscht und genießt.

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