Leon Löwentraut auf Mallorca: "Die Inspiration kommt aus dem absolut puren Leben"

Der deutsche Kunst-Star zeigt neue Werke bei Gerhardt Braun in Palma: Die Vernissage findet am Freitagabend (28.6.) statt. Mit der MZ sprach er vorab über seine aktuelle Muse und die Herausforderung, sich als Künstler weiterzuentwickeln

Leuchtet farblich mit seinen Werken um die Wette: Leon Löwentraut in seiner neuen Ausstellung bei Gerhardt Braun in Palma.

Leuchtet farblich mit seinen Werken um die Wette: Leon Löwentraut in seiner neuen Ausstellung bei Gerhardt Braun in Palma. / B. Rohm

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Drei Jahre nach seiner letzten Ausstellung in Palma meldet sich Leon Löwentraut (26) mit neuen Arbeiten und einer gewohnt rauschenden Vernissagen-Party zurück. Ein Gespräch über die Inspiration aus dem eigenen (Liebes-)Leben und über Freud und Leid, wenn man nicht mehr als „Shooting-Star“ der Kunstwelt gilt. 

Bei Ihren Vernissagen geht es heute nicht mehr ganz so spektakulär zu wie zu Zeiten, als Sie per Helikopter eingeflogen sind. Was ist dieses Mal in Palma geplant? 

Ich habe mich persönlich ein bisschen zurückgenommen. Das mit der Inszenierung und der Show ist natürlich nicht ganz abgeschafft. Es gibt schon Entertainment, diesmal mit DJ, Musik, Drinks, einer Lichtinstallation, einem roten Teppich und einem Extra-VIP-Bereich für Sammler. Es soll ein Erlebnis sein, bei dem die Besucher in eine andere Welt eintauchen, aber dafür muss ich als Person nicht im Vordergrund stehen. Es reicht, wenn ich die Galerie betrete, dann habe ich schon genug Aufmerksamkeit. Ich komme meist bewusst ein bisschen später – nicht, um die Leute warten zu lassen, sondern damit sie sich erst einmal nur mit der Kunst auseinandersetzen.

Inzwischen sind Sie 26 Jahre alt und dem Label des „Wunderkinds“ entwachsen. Inwiefern ist das für Sie heute eine Herausforderung?

Natürlich habe ich nicht mehr diesen Wunderkind-Status. Und da bin ich auch froh darum. Denn letztendlich wurde ich damals auch ein bisschen auf das Alter reduziert. Dann ist es letztendlich die Kunst, mit der Qualität von dem, was man tut, weiter zu überzeugen. Auf Mallorca war ich ja schon ein paar Mal. Hier hat man den direkten Vergleich, weil viele meine Arbeiten von vor ein paar Jahren kennen. Und ich finde es einfach toll, dass die Leute hier in Palma gesagt haben: „Wow, Leon: Man sieht, es ist von dir, aber es ist trotzdem neu und anders.“ Das ist für mich das wichtigste: Dass man seine Handschrift hat, aber sich trotzdem auch weiterentwickelt. Und das ist auch in dieser neuen Ausstellung gegeben.

Weiterentwicklung an sich ist auch eines der zentralen Themen der Schau. Was hat Sie beim Malen der Werke noch beschäftigt?

Die Vergänglichkeit ist auch ein wichtiges Thema, das ich zum Ausdruck bringe. Da gibt es zum Beispiel die Bilder „Tanzania In Harmony“ und „Floating Tears Of an Artist“, wo die Farbe im Hintergrund sehr dünnflüssig ist und wie ein Fluss verläuft. Das betont anhand der Technik, dass alles im Leben vergänglich ist. Vieles, was man malt, hat mit Erfahrungen und Erlebnissen zu tun, die vergänglich sind. So wie das Wasser immer weiter fließt, muss ein Künstler weiterziehen und sich neu erfinden. Es gibt nichts Schlimmeres, als stehenzubleiben. Das hat auch viel mit Mut zu tun – und da rede ich natürlich nicht nur von mir.  

"Floating tears of an artist" von Leon Löwentraut.

"Floating tears of an artist" von Leon Löwentraut. / J. Schwarz

Gab für das Werk „Floating Tears Of an Artist“ noch einen ganz konkreten Anlass?

Es ist diese ständige emotionale Herauforderung, der Kampf mit sich selbst, das Ringen darum, wie man das Erlebte durch die Kunst verarbeitet. Da sind diese zwei Gesichter: Mal ist man zu etwas hingezogen, mal abgeneigt, mal ist man happy, mal traurig, mal voller Euphorie und mal in Gedanken. Diese verschiedenen Situationen spielen während des Malens eine große Rolle. Die Inspiration kommt letztendlich aus dem absolut puren Leben.

Ihre neue Freundin Paula (19) scheint einen sehr positiven Einfluss auf Ihr Leben und Ihre Kunst zu haben. In vielen aktuellen Werken erkennt man sie ganz deutlich...

Sie inspiriert mich bei jedem Bild – mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Aura, mit ihrem Dasein. Dazu muss sie gar nicht viel machen. Dann steht sie da wie eine Sonnenblume... (wirft ihr lachend einen Blick zu) Oder wie ein Gänseblümchen. Überall ist sie hier verewigt. Sie ist einfach ein unfassbar angenehmer Mensch. Ich hatte vorher viele toxische Beziehungen. Mit Paula ist alles ausgeglichener.

Die neuen Bilder sind alle in Ihrem Atelier in Portugal entstanden. Wie wirkt sich dieser Ort auf Ihr künstlerisches Schaffen aus?

Es ist ein ganz anderes Arbeiten: Diese Landschaft mit ihrer blutroten Erde und den hundert Meter hohen Klippen, das raue Klima des Atlantiks, Pinien überall. Ich liebe diesen Ort, auch die Menschen sind super freundlich. Dieses Rustikale ist etwas, das meiner Kunst und meiner Entwicklung sehr gutgetan hat.

Könnten Sie sich neben Deutschland und Portugal einen Standort auf Mallorca vorstellen?

Ich habe mir tatsächlich auch hier schon Sachen angeschaut. Mal schauen, was die Zukunft so bringt und wo es mich hinführt... 

Leon Löwentraut, „Believe in Progress“, Vernissage: 28. Juni, 20 Uhr, bis 22. September, Gerhardt Braun Gallery, Carrer de Sant Feliu, 10 (Art Palace), Mo.–Sa. 10–20 Uhr. 

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