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Wohnungsnot und massive Verarmung auf Mallorca: Für junge Menschen ist Erbschaft oft die letzte Hoffnung

Früher war es für die Insulaner normal, sich bei anständigem Gehalt ein Haus auf Mallorca kaufen zu können. Heute ist das für viele nicht mehr als ein unrealistischer Traum, sagt der spanische Journalist Daniel Capó

Der Traum von der eigenen Immobilie ist für viele Mallorquiner nicht mehr realisierbar

Der Traum von der eigenen Immobilie ist für viele Mallorquiner nicht mehr realisierbar / Christin Klose / dpa

Unser Land ist kein Land mehr für junge Leute. Es scheint auch kein Land für Menschen mittleren Alters oder Familien zu sein, obwohl es hier mehr Nuancen gibt. Je nach Geburtsdatum hat jedes Jahrzehnt schlechtere Beschäftigungsmöglichkeiten und schwierigere finanzielle Bedingungen mit sich gebracht, wobei die Wohnung der Schlüssel zu dieser tiefen Kluft ist, die die Eigentümer vom Rest trennt. Mit anderen Worten: Diejenigen, die ein Haus auf Mallorca besitzen, verfügen über einen Schatz, der ihnen die Türen zur Mittelschicht öffnet. Die jungen Leute bleiben außen vor. Zu Beginn des Jahrhunderts besaßen mehr als zwei Drittel der unter 35-Jährigen ein Eigenheim. Heute liegt der Anteil bei etwa 30 Prozent. Das zeugt von einer kolossalen Blase und einer massiven Verarmung.

Was wir als Kinder dachten

Als wir Kinder oder Jugendliche waren, hielten wir es alle für selbstverständlich, dass wir mit unserem Gehalt und mithilfe einer Hypothek, die nicht allzu lange laufen würde, ein Haus kaufen könnten. Natürlich mussten wir kurz darauf feststellen, dass die Wohnungen des 21. Jahrhunderts nicht so geräumig waren wie die der Vergangenheit und dass der Preisanstieg keine kurzfristigen Hypotheken ermöglichte. Selbst diejenigen, die anständige Gehälter beziehen, können kaum mit den globalen Eliten in den erfolgreichen Städten (Madrid, Barcelona, Palma, Málaga, Valencia ...) konkurrieren.

Für viele ist eine Erbschaft die einzige Möglichkeit, Wohneigentum zu erwerben. Diese große kollektive Verarmung der jungen Menschen beschränkt sich nicht auf das Wohnen, sondern weist in viele andere Richtungen. Ohne Ersparnisse und ohne echte Kaufkraft ist selbst ein Auto zum Luxusgut geworden. Es wird interessant sein zu sehen, auf welches finanzielle Kapital sie im Alter zurückgreifen können. Ohne es zu merken, haben wir viele der Garantien verloren, die wir bei unserem Eintritt in die Demokratie für selbstverständlich hielten. /pss

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