Spannungen in Brennpunktviertel Son Gotleu auf Mallorca: Spanier machen Jagd auf Algerier

Polizei warnt: Jeder Funke kann das Pulverfass des Viertels zur Explosion bringen

Redaktion DM

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Auf Mallorca liegen nicht nur am Ballermann, wo es am Montag zu Auseinandersetungen mit deutschen Fußball-Fans kam, die Nerven blank. Nun kommt es auch in Son Gotleu, einem Brennpunktviertel in Palma, zu schweren, teils wohl rassistisch motivierten Ausschreitungen: Spanier aus dem Viertel machen Jagd auf algerische Einwanderer. Die Auseinandersetzungen hatten am Montag begonnen und drohten sich am Dienstag zu wiederholen. Einsatzkräfte der Polizei versuchen, die Gruppen auseinanderzuhalten.

Am Dienstagnachmittag versammelten sich rund fünfzig junge Spanier, viele von ihnen offenbar Minderjährige, gegen 17 Uhr auf dem Platz Fra Joan Alcina im Herzen des verarmten Arbeiterviertels. Einige von ihnen waren vermummt und mit Stöcken bewaffnet. Sie hatten sich vorgenommen, auf der Hauptstraße Carrer Indalecio Prieto Jagd auf Algerier zu machen, denen sie vorwerfen, im Viertel Raubüberfälle und andere Straftaten zu begehen.

Doch diesmal erwartete sie die Polizei. Ein Dutzend Transporter der Einheit für Prävention und Reaktion (UPR) stand schon seit einiger Zeit in der Nähe. Als sich die gewalttätige Gruppe näherte, schritten die Beamten ein, sperrten die Straße ab und lösten die Versammlung auf.

Schon am Montag vier Verletzte

Die Zwischenfälle und Verfolgungsjagden wiederholten sich im Laufe des Nachmittags, aber zumindest konnte eine Massenschlägereien wie am Montag verhindert werden, bei der vier junge Menschen verletzt worden waren. Die Nationalpolizei bleibt im Viertel im Einsatz und warnt, dass die Spannung extrem hoch ist: Jeder Funke könne das Pulverfass Son Gotleu zur Explosion bringen.

Die Angreifer sind überwiegend Spanier und beschuldigen die oftmals auf Migrantenbooten auf die Insel gelangten Algerier im Viertel Straftaten zu begehen. "Hier leben noch mehr Leute, die stehlen", sagt Toni, ein Anwohner, "aber zumindest tun sie es außerhalb des Viertels. Diese hingegen stehlen ihren eigenen Nachbarn, und das werden wir nicht dulden."

Die Anwohner verweisen auf eine Gruppe von etwa sechzig oder siebzig Algeriern. Sie sollen in verschiedenen Wohnungen im Viertel leben. Die Immobilien gehörten Geierfonds, seien aber unter Kontrolle einer organisierten Gruppe, die die Wohnungen besetzen und vermieten.

Auslöser ist ein Einbruch am Samstag

Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Einwanderergruppen im auch von spanischen Roma - den Gitanos- bewohnten Viertel ist seit Jahren beeinträchtigt, aber der Auslöser für den letzten Gewaltausbruch soll der Einbruch in das Haus einer Familie in der Nacht zum Samstag gewesen sein. Die Opfer beschuldigen eine Gruppe von Algeriern, die in einem nahe gelegenen Gebäude leben, drohten ihnen und forderten sie auf, aus dem Viertel zu verschwinden. Am Montagnachmittag griff eine mit Stöcken bewaffnete Gruppe dann Algerier auf dem Carrer Indalecio Prieto an. Es gab vier Verletzte. Die Polizei hatte Mühe, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Dienstagnachmittag versammelten sich die Jugendlichen erneut mit dem gleichen Ziel, aber die starke Polizeipräsenz verhinderte bis in den Abend eine Wiederholung der Angriffe.

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