Totes deutsches Paar: Ermittler gehen von doppeltem Suizid nach Finanzbetrug aus

Die Leichen der Mallorca-Residenten waren Ende Mai in der Nähe der Stadt Xixona in der Provinz Alicante gefunden worden

Am Fundort der beiden Leichen.

Am Fundort der beiden Leichen. / Guardia Civil

Im Fall der beiden tot aufgefundenen deutschen Mallorca-Residenten Uwe und Gisela T. in der ostspanischen Provinz Alicante ist die Guardia Civil inzwischen weitgehend sicher, dass sich das Ehepaar selbstbestimmt das Leben genommen hat. Nach der Obduktion ist inzwischen klar, dass beide an einer Schussverletzung im Kopf starben und dass es der 61-jährige Mann war, der vermutlich seine 48-jährige Frau tötete, bevor er sich selbst mit einer doppelläufigen Schrotflinte erschoss. Die Waffe wurde neben den sterblichen Überresten des Mannes gefunden.

Die Ermittler fanden am Ort des Geschehens mehrere Schrotpatronen und zwei scharfe Patronen. Außerdem lagen neben den Leichen zwei Gläser und eine leere Sektflasche sowie eine Decke und leere Ibuprofen-Packungen. Die Ermittlungen kommen zu dem Schluss, dass sich beide freiwillig zum Tatort begeben haben und eine Beteiligung Dritter ausgeschlossen werden kann.

Xixona liegt wenige Kilometer nördlich von Alicante in einem bergigen Gebiet.

Xixona liegt wenige Kilometer nördlich von Alicante in einem bergigen Gebiet. / Openstreetmap

Was führte zu der Tat?

Die Guardia Civil konzentriert sich nun auf die Klärung des Motivs. Alles deutet auf finanzielle Hintergründe hin. Zum einen wird gegen den Mann wegen Anlagebetrugs ermittelt. Mindestens drei auf Mallorca lebende Deutsche sollen Uwe T. 155.000 Euro anvertraut haben. Die Dunkelziffer möglicher Geschädigter könnte deutlich höher liegen.

Eine deutsche Mallorca-Residentin zeigte im Januar bei der Guardia Civil in Andratx einen Betrug durch Uwe T. an. Wie die Deutsche gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Información" in Alicante erklärte, vertraute sie Uwe T. mehr als 100.000 Euro an, um sie in Kryptowährungen zu investieren. Das Geld verschwand allerdings. In einer ähnlichen Situation befänden sich eine Freundin von ihr und ihr Sohn, die 50.000 beziehungsweise 5.000 Euro investiert und ebenfalls ihr Geld verloren hätten.

Drei Millionen Euro auf dem Konto

Die Deutsche will gesehen haben, dass Uwe T. bis zu drei Millionen Euro auf seinem Konto hatte. Sie habe das letzte Mal am 8. oder 9. Januar mit ihrem Landsmann sprechen können. In dieser Zeit mietete das Paar auf Mallorca einen Lieferwagen und fuhr auf das spanische Festland über.

Das Fahrzeug wurde im Industriegebiet Ciudad del Turrón in Xixona geparkt, nur wenige Meter von einer Straße entfernt, die zu dem Hügel führt, auf dem die Leichen gefunden wurden.

Europäischer Haftbefehl

Zusätzlich zu diesem mutmaßlichen Betrug wurde der Uwe T. im Dezember 2023 in Manacor festgenommen, da gegen ihn ein europäischer Haftbefehl zur Auslieferung an die deutschen Behörden wegen eines Finanzdelikts vorlag. Der Deutsche wurde zwar vorläufig freigelassen, aber sein Reisepass wurde eingezogen und er erhielt ein Ausreiseverbot für Spanien.

Es war offenbar nur eine Frage der Zeit, bis er wegen eines größeren Steuerbetrugs an Deutschland ausgeliefert werden würde. Die Ermittler vermuten, dass die Situation, in der sich Uwe T. befand, zu dem abgesprochenen Suizid geführt haben können.

Romanautor und Unternehmer

Der Deutsche hat nicht nur mehrere Romane in Deutschland geschrieben, sondern ist auch als Verwalter zweier Unternehmen mit Sitz in Manacor und Palma aufgeführt. Eines steht im Zusammenhang mit Unternehmensberatung und -verwaltung.

Das andere widmet sich dem Handel von Immobilien, Kunstwerken und Luxusgütern. Einem seiner Kunden zufolge steht er außerdem in Verbindung mit einem anderen Unternehmen mit Sitz in Malta, und mit der Welt der Kryptografie.

So wurden die Leichen gefunden

Der Fund der Leichen von Uwe und seiner Frau Gisela T. in einer bergigen Gegend von Xixona, fernab von öffentlichen Wanderwegen, war dank des Hundes Linda möglich.

Das Tier verließ am 27. April das ländliche Anwesen, auf dem es mit seinem Besitzer lebt, schnüffelte in der Gegend umher und fand den Arm von Gisela T. Fast vier Wochen später wurden die beiden Leichen entdeckt.

Hier finden Sie Hilfe bei Suizidgedanken

Seit über 30 Jahren gibt es auf den Balearen das Telefon der Hoffnung, das „Teléfono de la esperanza". Auf dem spanischen Festland wurde es vor 46 Jahren eingeführt. Mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter, die zuvor psychologisch geschult werden, sitzen in einem Büro nahe des Parc de ses Estacions in Palma de Mallorca, hören zu oder spenden Trost.

Wer Hilfe oder jemanden zum Zuhören braucht, kann sich jederzeit unter der Nummer 971-46 11 12 an das „Teléfono de la esperanza" wenden. Wer kein Spanisch spricht, kann die Telefonseelsorge in Deutschland kontaktieren. (0800/111 0 111 und 0800/111 0 222). Telefonisch funktioniert das von Mallorca aus nicht. Unter www.telefonseelsorge.de gibt es aber eine Online-Beratung.

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