Wasserknappheit auf Mallorca – Lage, Einschätzung, geplante Maßnahmen

Gemeinden der Tramuntana und im Innern der Insel haben erste Restriktionen erlassen. Das sagt der zuständige Behördenchef

In Banyalbufar gibt es ab Mitte Juli nicht mehr durchgehend Wasser aus dem Hahn.  | FOTOS: DM

In Banyalbufar gibt es ab Mitte Juli nicht mehr durchgehend Wasser aus dem Hahn. | FOTOS: DM

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Ab dem 15. Juli wird der Hahn in Banyalbufar zugedreht – zumindest in der Zeit zwischen 16 und 23 Uhr. Angesichts der "extremen Notsituation" werde man die öffentliche Wasserversorgung so lange beschränken, bis sich die Lage verbessere, teilte die Gemeindeverwaltung mit. Die zahlreichen Lastwagen, die täglich das Tramuntana-Dorf mit Wasser versorgen, seien nicht ausreichend und letztendlich zu teuer, um den hohen Bedarf in den Sommermonaten zu befriedigen, heißt es im Rathaus. Bereits zuvor war der Konsum pro Tag und Person auf 75 Liter beschränkt worden.

Auch wenn die Restriktionen in keiner anderen Gemeinde so drastisch ausfallen, muss auch anderswo akut Wasser gespart werden. Im Gebiet der Tramuntana sind es die Rathäuser von Estellencs und Bunyola, die Auflagen erlassen haben – es gelten unter anderem Verbote für das Befüllen von Pools oder die Gartenbewässerung. Ähnlich reagiert haben nun einige Gemeinden im Inselinnern, dem Pla, konkret die Gemeinden Lloret de Vistalegre, Montuïri, Algaida, Porreres, Ariany, Costitx und Santa Eugènia. Der Konsum pro Person wird auf 150 Liter pro Tag beschränkt (zum Vergleich: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland beträgt am Tag gut 120 Liter). Sollte dies nicht eingehalten werden, behalten es sich die Rathäuser vor, die Wasserversorgung zeitweise einzustellen.

Wasser aus dem Hahn soll bald mancherorts nicht mehr durchgehend verfügbar sein.

Wasser aus dem Hahn soll bald mancherorts nicht mehr durchgehend verfügbar sein. / Europa Press

Inselweit gilt eine Vorwarnstufe

Balearenweit liegen die Pegelstände bei den Wasserressourcen laut den aktuellsten Zahlen vom Mai bei 52 Prozent. Das sind sieben Punkte weniger als vor einem Jahr, es gilt inselweit eine Vorwarnstufe. „Was wir gerade in der Tramuntana und im Pla erleben, könnte überall drohen, wenn wir keine Maßnahmen ergreifen“, sagt Joan Calafat, Leiter des balearischen Wasserwirtschaftsamts Abaqua, gegenüber der MZ. Quellen in der Tramuntana gingen besonders schnell zur Neige.

Die Vorgaben der Rathäuser ermahnen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Wasser. Der Verbrauch ist im Jahresvergleich gestiegen, wohl maßgeblich durch den Tourismusboom. Aber auch der großzügige Einsatz des Wasserschlauchs nach dem Saharastaubregen zeige symbolisch das mangelnde Problembewusstsein, so Calafat. Er verweist auch auf nötige Investitionen in die Infrastruktur, etwa den Anschluss der betroffenen Gemeinden an das inselweite Leitungsnetz, um Versorgungsengpässe mit entsalztem Meerwasser ausgleichen zu können.

Beratung über konkrete Maßnahmen

Die Pläne dafür arbeite man aus, die Umsetzung brauche aber ihre Zeit. Derzeit berate man die betroffenen Rathäuser in der Tramuntana und im Pla zu konkreten Maßnahmen, so Calafat. Statt den Wasserhahn stundenweise ganz zuzudrehen, halte er es für sinnvoller, insgesamt den Druck im Leitungsnetz zu reduzieren, so wie es derzeit in den betroffenen Dörfern des Inselinnern passiere. Denn ansonsten drohe die Gefahr, dass sich der Wasserkonsum schlicht auf andere Tageszeiten verlagere. Je nach Gemeinde gebe es zudem punktuelle Lösungen. In Banyalbufar könnte dies der Einsatz einer Filteranlage sein, in Colònia de Sant Pere in der Gemeinde Artà, wo das Wasser ebenfalls knapp zu werden droht, die Bohrung eines neuen Brunnens.

Die konservative Landesregierung hatte angekündigt, dass Investitionen in die Wasserversorgung in dieser Legislaturperiode Priorität haben sollen. Man werde rund 100 Millionen Euro in Sanierung und Ausbau des Leitungsnetzes investieren, auch durch die Touristensteuer. Zudem sind neue Entsalzungsanlagen auf den Balearen geplant, eine davon an der Ostküste von Mallorca.

Erfahrungsgemäß sänken die Pegel im Laufe der touristischen und regenarmen Hauptsaison im Sommer um rund zehn Prozentpunkte, so Calafat. Dann wäre man bei 42 Prozent. „Das ist eine komplizierte, aber kontrollierte Situation.“ Ibiza steht schon jetzt bei nur 36 Prozent – und muss darauf vertrauen, dass es keine Panne bei der Entsalzung gibt.

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