Warum er die brennende Mallorca-Fähre doch evakuieren ließ: Jetzt spricht der Kapitän

Ein möglicher erneuter Ausbruch der Flammen bedrohte das Schiff. Zudem nörgelten die Passagiere

Bei der Evakuierung der Mallorca-Fähre "Tenacia".

Bei der Evakuierung der Mallorca-Fähre "Tenacia". / Radio Mallorca

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Der Kapitän, der am Montag die in Brand geratenen Mallorca-Fähre "Tenacia" evakuieren ließ, hat sich am Dienstagabend (9.7.) erstmals zu Wort gemeldet. In einer Pressemitteilung der Reederei GNV erklärt er, wie das Unglück aus seiner Sicht ablief. Dabei dreht es sich vor allem um die Frage, warum er das Schiff doch noch evakuieren ließ, nachdem das Feuer angeblich unter Kontrolle war.

"Ich musste die Sicherheit meiner Passagiere und der Crew gewährleisten. Zum Zeitpunkt der Evakuierung funktionierte nur das Notstromaggregat, was eine Einschränkung vieler einfacher Dinge mit sich führte", wird er in der Pressemitteilung zitiert. "Zudem drohte in der Hauptgarage ein erhitzter Anhänger in Flammen aufzugehen. Das hätte die Evakuierung verkompliziert."

Das Containerschiff "MSC Arica" und das Schwesterschiff "GNV Bridge", die zur Hilfe geeilt waren, nahmen dann die Passagiere und Teile der Crew auf. Berichten der Passagiere zufolge soll die "Tenacia" zu diesem Zeitpunkt wegen der durch die Löscharbeiten angesammelten Wassermengen in eine Schieflage geraten sein. Der Kapitän geht in der Pressemitteilung nicht darauf ein.

Eine Rolle bei der Entscheidung zur Evakuierung hätten auch die Beschwerden der Reisenden gespielt. "Einige Passagiere regten sich auf, dass die Klimaanlage nicht läuft und dass sie keinen Zutritt zu ihren Kabinen oder anderen Bereichen an Deck haben", so der Kapitän, der sich für den Einsatz seiner Crew bedankte.

Die Reederei hofft, im Laufe des Mittwochs die Passagiere informieren zu können, wie es mit ihren Fahrzeugen und Gepäck weitergeht, die immer noch auf der Fähre im Hafen von Valencia sind.

Was ist eigentlich passiert?

Die "Tenacia" war am Sonntag in Valencia aufgebrochen und sollte am frühen Morgen in Palma anlegen. Gegen 2.30 Uhr brach ein Brand im Maschinenraum aus. Nach einer ersten Inspektion der Hafenmitarbeiter könnte der Hauptmotor betroffen gewesen sein. Wobei derzeit der Maschinenraum noch bis zu vier Meter unter Wasser steht und erst nach dem Abpumpen eine genauere Kontrolle möglich ist.

Die Fähre befand sich zu dem Zeitpunkt nördlich von Ibiza. Erst nach vielen Stunden der Ungewissheit begann gegen 14 Uhr die Evakuierung. Zum Entsetzen einiger Passagiere ging es mit den zwei Schiffen, die sie einsammelten, nicht nach Mallorca weiter, sondern nach Valencia zurück. Dort kamen die Passagiere, die keine Unterkunft hatten, in ein Hotel. Die Reederei buchte sie auf andere Fähren um, einige Reisende kauften sich lieber ein Flugticket und hoffen, das Geld zurückerstattet zu bekommen.

Unklar ist nun, in welchem Zustand die Fahrzeuge auf der "Tenacia" sind. Denn auch auf dem Parkdeck soll das Wasser gestanden haben. Die Passagiere haben sich bereits zusammengetan, um rechtliche Schritte zu prüfen.

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