Festgefahrene Verhandlungen: Darum droht bei Eurowings auf Mallorca ein Streik

Die Angestellten von Wings Handling, dem Vorfelddienst von Eurowings auf dem Flughafen von Palma, wollen mitten im Juli streiken. Einer der Kritikpunkte: die ihrer Ansicht nach miese Work-Life-Balance

Auch Koffer von Eurowings-Passagieren bleiben möglicherweise ab Montag (1.7.) am Boden.

Auch Koffer von Eurowings-Passagieren bleiben möglicherweise ab Montag (1.7.) am Boden. / Privat

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Momentan deutet einiges darauf hin, dass Fluggäste von Eurowings am Airport von Palma ab Montag (1.7.) mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen müssen. Die Angestellten der Firma Wings Handling, die in Son Sant Joan die Vorfelddienste für Eurowings ausführt, hat für Anfang und Mitte Juli sechs Streiktage anberaumt, den ersten für Montag (1.7.).

Neben dem 1. Juli wollen die Angestellten auch am 5., 7., 10., 12. und 13. Juli die Arbeit niederlegen. Nach Angaben der Arbeitnehmervertreter von Wings Handling sieht es derzeit eher nicht danach aus, als könnten sich die Parteien am Verhandlungstisch einigen.

"Wir haben uns im Kreis gedreht"

Marcos Fernández, Sekretär der gesetzlichen Arbeitnehmervertreter, erklärt der MZ am Mittwoch (26.6.), dass der „Dialog sehr kompliziert“ sei. „Wir hatten in der vergangenen Woche ein Treffen mit den Verantwortlichen von Wings Handling, das aber keine Bewegung gebracht hat.“ Wings Handling habe die Arbeitnehmervertreter aufgefordert, ihre Forderungen zu detaillieren, die Arbeitnehmervertreter forderten Wings Handling auf, Zugeständnisse zu machen. „Wir haben uns im Kreis gedreht“, resümiert Fernández.

Vor allem geht es den 265 Angestellten von Wings Handling darum, dass ihre Arbeitsbedingungen sich nicht stetig verschlechtern. „Wir kämpfen ja nicht einmal um eine Verbesserung, sondern wollen nur, dass alles so bleibt, wie es einmal war“, beteuert Marcos Fernández. Doch in vielen Bereichen sei es seit Anfang des vergangenen Jahres bergab gegangen, vor allem bei sozialen Aspekten.

Eurowings hat erneut Streiks angekündigt.

Eurowings hat erneut Streiks angekündigt. / Eurowings

Das beklagen die Mitarbeiter

Die Angestellten beklagen sich über „verschärfte Angriffe auf die gesetzlich anerkannten Rechte der Mitarbeiter durch die Unternehmensleitung in Palma“, vor allem seit Februar 2023. Ein Dorn im Auge ist den Mitarbeitern auch die „kaum beachtete Risikoprävention am Arbeitsplatz“, die bereits zu Unfällen geführt habe.

Problematisch sei ebenso, dass die Angestellten von Wings Handling mit einer Ausrüstung arbeiten müssten, die sich aufgrund ihres Alters oder mangelhafter Wartung in schlechtem Zustand befinde. Das gefährde die Sicherheit von Passagieren, Besatzung und Flugzeugen.

Es geht auch um die Work-Life-Balance

Des Weiteren stört die Gewerkschaft die „mangelnde Anwendung des Gleichstellungsplans“. Dies führe zu Beschwerden über sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Diskriminierung. Im Argen liege auch einiges bei der Ausbildung, die „spärlich“ und „schlecht strukturiert“ sei und sich direkt auf die Sicherheit und den Schutz der Flugzeuge und der Arbeitnehmer auswirke. Dazu beklagt die Gewerkschaft Diskriminierung „aufgrund der Work-Life-Balance und des Geschlechts“.

Das mache sich vor allem bemerkbar, wenn es um die „Bereitstellung von Schulungen zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit geht“. Und das alles vor dem Hintergrund der „zunehmend prekären Beschäftigungsverhältnisse, die es insbesondere auf den Balearen aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten unmöglich machen, einen angemessenen Lohn und ein Mindestmaß an Work-Life-Balance zu gewährleisten“, wie es weiter heißt.

Damit müssen Passagiere rechnen

Die Gewerkschaft bedauert in ihrer Mitteilung, dass die Leidtragenden des Ausstandes die Passagiere sein werden. Laut Fernández müssen die Fluggäste neben Verspätungen und Ausfällen auch damit rechnen, dass zeitweise Koffer nicht mitgenommen werden, weil sie nicht rechtzeitig zum Flugzeug transportiert werden.

Inwiefern die Kollegen Mindestdienste anbieten müssen, sollte es tatsächlich zum Streik kommen, ist laut Fernández noch unklar.

Eurowings-CEO Jens Bischof kann sich gut vorstellen, im Sommer 2024 noch mehr Mallorca-Verbindungen aufzulegen.

Eurowings-CEO Jens Bischof. / Marcus Brandt/dpa

Eurowings vertraut darauf, den Streik abwenden zu können

Eurowings selbst möchte sich nicht zum Stand der Verhandlungen äußern, eine Sprecherin antwortet auf eine Anfrage der MZ nur: „Bei Eurowings ist es langjährige und bewährte Praxis, Tarifauseinandersetzungen vertrauensvoll und ergebnisorientiert am Verhandlungstisch zu lösen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das auch dieses Mal gelingt.“

Streikdrohungen am Flughafen von Palma sind keine Seltenheit. Bereits im Sommer 2023 drohte Wings Handling mit einer Arbeitsniederlegung Anfang August. Kurz vorher einigten sich dann beide Parteien über verbesserte Arbeitsbedingungen, die laut den Angestellten allerdings nicht eingehalten werden.