Start-up Unternehmer von Mallorca schießt erfolgreich kleine Satelliten ins All

Hightech mit mallorquinischem Know-how: Mit seiner Firma Open Cosmos hat Raumfahrtingenieur Rafael Jordá gerade einen Großauftrag an Land gezogen

Eine Simulation der Satelliten von Open Cosmos.

Eine Simulation der Satelliten von Open Cosmos. / Open Cosmos

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Etwa 10.000 Satelliten rasen momentan Tag und Nacht über unsere Köpfe hinweg, in zahlreichen unterschiedlichen Umlaufbahnen. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren exponentiell gestiegen, und in den kommenden Jahren soll es so weitergehen. Unter denjenigen, die im Weltraum-Geschäft erfolgreich mitmischen, ist auch ein Mallorquiner.

Der 35-jährige Rafael Jordá hat sich vor neun Jahren mit einem gewagten Unterfangen selbstständig gemacht: Der in Barcelona geborene und auf Mallorca aufgewachsene junge Mann gründete mit nur 26 Jahren das Unternehmen Open Cosmos, das seinen Kunden quasi eine Komplettbetreuung aus dem All anbietet. Open Cosmos baut maßgeschneiderte Satelliten in unterschiedlichen Größen, schießt diese ins All und bereitet anschließend auch gleich noch die Daten auf, die die Satelliten auf ihrem Weg um die Erde sammeln.

Rafael Jordá, der Gründer von Open Cosmos.

Rafael Jordá, der Gründer von Open Cosmos. / B. Ramon

Erst Ballons, dann Satelliten

Rafael Jordá war dabei schon immer so eine Art Überflieger. Als Abiturient einer öffentlichen Schule war er mit einer Abschlussnote von 9,9 (in Spanien wird von 1 bis 10 benotet) Jahrgangsbester auf den Balearen. Nach seinem Studium der Raumfahrtingenieurwissenschaften in Barcelona begann er bei Zero 2 Infinity zu arbeiten. Das Unternehmen aus der Nähe von Barcelona, das 2009 gegründet wurde, ist darauf spezialisiert, Ballons in eine erdnahe Umlaufbahn zu bringen.

Jordá wurde wenig später von Airbus abgeworben, wo er gerade einmal zwei Jahre blieb, bevor er mit der Gründung von Open Cosmos ins kalte Wasser sprang. Er baute zeitgleich an den Standorten Harwell südlich von Oxford und Barcelona sein Start-up auf. „Um ein solches Unternehmen zu gründen, muss es bereits ein entsprechendes Ökosystem geben“, erklärt Jordá per Videogespräch von einem Symposium aus. „Ich hätte auch in den USA mein Unternehmen gründen können, da wären die Möglichkeiten theoretisch größer gewesen, an Finanzierung zu kommen“, sagt der Mallorquiner.

Voraussetzungen in Spanien günstig

Doch zum einen war es mit seinen damals 26 Jahren nicht einfach, Investoren von seiner Idee zu überzeugen, und zum anderen glaubte er an die Zukunft der Branche in seiner Heimat. Die Voraussetzungen in Spanien, vor allem aber in Großbritannien seien damals bereits günstig gewesen für ein solches Unterfangen.

Und Jordá legte sich ins Zeug. „Nur acht Monate nach der Firmengründung haben wir unseren ersten Satelliten ausgeliefert“, berichtet er. Das gab seiner noch jungen und unerfahrenen Firma einen Glaubwürdigkeitsschub, um weitere Partner und Geldgeber zu finden. „Den ersten Satelliten mussten wir aus Kiruna in Nordschweden abschießen, weil uns keine nähere Abschussstation beherbergen wollte“, erinnert sich Jordá.

Daten über den Klimawandel

Zunächst eher zögerlich, doch später dann immer schneller gingen bei Open Cosmos neue Aufträge ein. In den vergangenen neun Jahren hat die Firma zehn Satelliten selbst gebaut, doch das beeindruckende Wachstum begann erst in diesem Jahr. Genau genommen mit einem Auftrag der griechischen Regierung, den Rafael Jordá bei einem Kongress in Palma Ende Mai bekannt gab. Open Cosmos und die europäische Raumfahrtbehörde ESA unterschrieben einen Vertrag über 60 Millionen Euro für eine Satellitenkonstellation, die im Auftrag von Griechenland Daten über das Land zusammenstellen soll.

So sieht ein Nanosatellit von Open Cosmos aus.

So sieht ein Nanosatellit von Open Cosmos aus. / Open Cosmos

Sieben Satelliten, die zwischen 60 und 100 Kilogramm wiegen, wird Open Cosmos für diesen Betrag bauen können. Sie sollen Anfang 2026 fertiggestellt sein. Eingesetzt werden sie, um die Auswirkungen des Klimawandels in Griechenland besser zu verstehen. „Wir werden unter anderem die Trockenheit, die Wüstenbildung, den Zustand der Vegetation oder auch die Gefahr von Waldbränden messen können“, erklärt Jordá der MZ.

Die Satelliten schießen hochauflösende Fotos der Oberfläche von Griechenland. „Die Daten werden vor allem zur Prävention von Naturereignissen zurate gezogen“, sagt Jordá. Er hofft, dass andere Mittelmeerregionen nachziehen, um die negativen Folgen des Klimawandels zumindest verlangsamen zu können.

Ganze Konstellationen

Open Cosmos ist inzwischen mit drei Produkten auf dem Markt. Zum einen mit der sogenannten Open Constellation, einer Konstellation von Satelliten, wie sie in weit größerem Maßstab auch Tesla-Gründer Elon Musk mit Starlink anbietet. Vorteil für die Kunden von Open Cosmos wie in diesem Fall die europäische Raumfahrtbehörde: Die einzelnen Satelliten kosten nur einen Bruchteil eines einzelnen herkömmlichen Exemplars. Da fallen dann häufig „nur“ 20 bis 30 Millionen statt 200 Millionen Euro an. Weiterer Vorteil: Wer sich in eine solche Konstellation einkauft, kann auch die Daten der anderen Satelliten nutzen.

Daneben baut Open Cosmos sogenannte Nanosatelliten und schießt sie ins All. Einer von ihnen ist für Andalusien im Einsatz und sammelt Daten über die Bodenbeschaffenheit und die Temperatur in den ländlichen Gebieten des spanischen Südens. Dieser Satellit wiegt gerade einmal neun Kilogramm und ist in einer Höhe von 560 Kilometern über der Erde unterwegs, wo er innerhalb von zwei Stunden den Planeten einmal umkreist.

Kein Problem mit Weltraumschrott

Ein drittes Standbein des Unternehmens ist die Plattform Data Cosmos. Darin sind die Aufnahmen der eigenen Satelliten enthalten, aber auch die von anderen Anbietern. Abonnenten können bei Data Cosmos auf alle Informationen zugreifen, die es innerhalb dieser Datensätze gibt.

Rund fünf bis sieben Jahre sind die Satelliten normalerweise im Einsatz. Die Frage, wohin danach mit dem Weltraumschrott, bereitet Jordá kein Kopfzerbrechen: Seine Exemplare, die meist in Höhen zwischen 200 und 400 Kilometer über der Erde unterwegs sind, verglühen beim Eintritt in die Atmosphäre und lösen sich auf. Zu sehen sei dann am Himmel nur eine Art Sternschnuppe, sagt er. Und auch, dass im All täglich mehr Satelliten unterwegs sind, beunruhigt Jordá nicht. „Zusammenstöße sind ausgeschlossen, wenn alles glattläuft und die Satelliten auf ihren Umlaufbahnen unterwegs sind.“

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