"Speisekarten nur auf Deutsch": Französische Zeitung rät ihren Lesern vom Besuch eines Dorfes auf Mallorca ab

"Le Figaro", Frankreichs älteste Tageszeitung, empfiehlt außerdem, andere Orte auf der Insel zu meiden - wie etwa Deià, weil es dort vor Snobs aus Paris nur so wimmle

Menschenmassen auf dem Wochenmarkt in Santanyí.

Menschenmassen auf dem Wochenmarkt in Santanyí. / Nele Bendgens

Die Idee, in Zeiten von Demonstrationen gegen den Massentourismus auf Mallorca gezielt Tipps zu geben, wie man die Mengen umgehen kann, erfreut sich momentan unter Journalisten großer Beliebtheit. Auch wir haben in unserer Sonderbeilage zur Urlaubszeit einige Ratschläge zusammengetragen. Nun hat sich die französische Zeitung "Le Figaro" des Sujets angenommen und ist zu ganz eigenen Schlussfolgerungen gelangt.

Wenig überraschend rät sie ihren Lesern zunächst dazu, den Hochburgen des Exzesstourismus fernzubleiben - also Magaluf und El Arenal. Über den britisch geprägten Urlaubsort in Calvià schreibt die Tageszeitung, er sei "ein betonierter Zufluchtsort für junge Partygänger aus Übersee, in dem es von Pubs und Billigläden nur so wimmelt". In der Nebensaison sei der Strand durchaus angenehm, aber die Straßen seien im Sommer und vor allem abends "absolut nicht zu empfehlen".

Die "Sprache von Goethe" statt "mallorquinischer DNA"

Was die Playa de Palma betrifft, so ist von einem "heruntergekommenen und nicht gerade vertrauenerweckenden Viertel" die Rede. Der schmale Strand sei schon am Vormittag von lärmenden britischen und deutschen Touristen überfüllt und die Strandpromenade mit ihren alten Gebäuden bestehe nur aus einer Reihe von billigen Souvenirläden. Der alternative "Sommertipp" vonseiten der Redaktion: für einen Abendspaziergang nach Port de Pollença, Port d'Andratx oder nach Sóller fahren.

Feiern an der Playa gehört nicht zu den Tipps für die französische Leserschaft.

Feiern an der Playa gehört nicht zu den Tipps für die französische Leserschaft. / Nele Bendgens

So weit, so vorhersehbar. Doch dem "Figaro" sind auch zwei weitere Orte auf der Insel ein Dorn im Auge, die man nicht unbedingt mit Massentourismus in Verbindung bringen würde. Zum einen das malerische Dorf Santanyí im Südosten. Wermutstropfen hier: die Deutschen. Statt "die mallorquinische DNA" widerzuspiegeln, wie es zunächst den Anschein habe, seien hier die Speisekarten in den Restaurants und die Schilder an den Marktständen einzig in der "Sprache von Goethe" ausgeschrieben. Ein No-Go für das authentische Reiseerlebnis. Stattdessen solle man besser auf Pollença, Artà oder Santa Maria del Camí ausweichen, wo sich Mallorquiner mit Urlaubern jeder Couleur mischen würden.

"Pariser Touristen aus der Mode- und Kommunikationsbranche"

"Da es nichts Irritierenderes gibt, als französischen Touristen im Ausland zu begegnen", kommt die Zeitung nicht umhin, von einem weiteren Ort dringend abzuraten: dem Künstlerdorf Deià an der Westküste. Es sei zwar ansprechend - wenn auch sehr schnell zu besichtigen -, es gebe aber einen großen Haken: Es werde "von Pariser Touristen aus der Mode- und Kommunikationsbranche (über-)bevölkert, die sich aus reinem Herdentrieb dorthin drängen." Vorzuziehen seien die Tramuntana-Dörfer Valldemossa, Puigpunyent oder Banyalbufar, die "ebenso fotogen sind, aber weniger snobistisch".