Gaypride auf Mallorca: Demo, Party und ein unfreiwilliger Star

Rund 3.000 Personen sind am Freitag (28.6.) in Palma auf die Straße gegangen

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Zum Daypride sind auf Mallorca rund 3.000 Personen auf die Straße gegangen, um für die Rechte der LGTBI-Community einzustehen. Das offizielle Motto des diesjährigen Gaypride in Palma - im Spanischen Orgullo Gay - kreist um das Bildungswesen: "L'Educació que transforma" (in etwa: Wandel durch Erziehung). Die Kundgebung führte ab 18 Uhr vom Passeig del Born bis zur Plaça d'Espanya.

Gefeiert wurde dann im Parc de Ses Estacions gegenüber. Nach dem Verlesen eines Manifests gab es Musik bis Mitternacht.

Streit um Regenbogenflagge

Zum diesjährigen Gaypride auf Mallorca kritisieren Vertreter der LGTBI-Community Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung. Vor allem die Rechtspopulisten von Vox, die seit einem Jahr in vielen Insel-Institutionen mitregieren, werden für ein aufgeheiztes Klima verantwortlich gemacht. Die Rechtspartei versuchte vielerorts zu verhindern, dass an öffentlichen Gebäuden die Regenbogenflagge, Symbol der LGTBI-Bewegung, gehisst wird. Ein am Auditorium von Alcúdia angebrachtes Exemplar ging gar in der Nacht auf Mittwoch (26.6.) in Flammen auf.

Der Präsident des Balearen-Parlaments, Gabriel Le Senne (Vox), der ohnehin wegen eines Eklats um ein zerstörtes Foto von Franco-Opfern im Zentrum der Aufmerksamkeit auf Mallorca steht, konnte sich bei dem Thema gegen die regierende Volkspartei (PP) nicht durchsetzen - am Parlamentsgebäude wurde die Fahne in diesem Jahr wieder gehisst. Le Senne hatte argumentiert, dass es sich bei der Fahne um das Symbol einer Lobby handle, das Zwiespalt säe und die Neutralität der Institution verletze. Nun muss er sich jede Menge Spott gefallen lassen: Die LGTBI-Gruppierung Ben Amics veröffentlichte eine Fotomontage, die den Vox-Politiker grell geschminkt vor der Regenbogenflagge zeigt. "Häng' sie schon auf", ist darunter zu lesen.

Kritik an Stadtverwaltung von Palma

Die Unterstützung der Stadtverwaltung bei der Austragung des Rahmenprogramms lasse sehr zu wünschen übrig, kritisierte Jan Gómez, Sprecher von Ben Amics. Auch sei man nicht zum Hissen der Fahne am Rathaus von Palma geladen worden, wie in früheren Jahren unter der Linksregierung. Transmenschen bekämen im Umgang mit den städtischen Behörden Diskriminierung zu spüren. "Herr Bürgermeister, Sie müssen sich zwischen uns und denen entscheiden, die Regenbogenflaggen verbrennen", so Gómez gegenüber dem Politiker der Volkspartei, Jaime Martínez, der im Rathaus von Palma in Koalition mit Vox regiert.

Eine Reihe von PP-Politikern distanzierte sich derweil deutlich von den Rechtspopulisten, so auch die balearische Bildungsministerin Catalina Cirer. Einige Äußerungen von Le Senne seien "menschlich und sozial" fehl am Platz. Bei dem Thema zeige sich, dass man PP und Vox nicht in einen Topf schmeißen dürfe. Im Gemeinderat von Calvià kam es zu erhitzten Debatten rund um die LGTBI-Politik. Auch der Präsident des Inselrats, Llorenç Galmés, verurteilte während des Plenums die Verbrennung der Flagge in Alcúdia.

Regenbogenfarben auch im Inselrat.

Regenbogenfarben auch im Inselrat. / Consell