Spannungen im Brennpunktviertel auf Mallorca: An die 300 Menschen fordern Rauswurf von Algeriern

Demonstranten machen Nordafrikaner für Diebstähle und Gewalttaten in dem Arbeiterviertel verantwortlich. Weitere Eskalation befürchtet

Fahnen und Spruchbänder bei der Kundgebung gegen die Algerier in Son Gotleu.

Fahnen und Spruchbänder bei der Kundgebung gegen die Algerier in Son Gotleu. / Guillem Bosch

Es ist eine gefährliche Stimmung, die sich da in Palmas Brennpunktviertel Son Gotleu zusammengebraut hat: Rund 300 Menschen sind dort am Freitagabend (31.5.) mit Sprechchören wie "Fuera las argelinos" (Algerier raus) durch die Straßen gezogen. Tonangebend bei den Protesten in dem multiethnischen Viertel ist eine andere Bevölkerungsgruppe, die der Gitanos, wie in Spanien die Roma genannt werden. Hinzu kamen aber auch einige Senegalesen, Marokkaner und Lateinamerikaner.

Die Demonstranten machen junge Algerier für Diebstähle und Überfälle in dem Viertel verantwortlich - und nehmen dabei eine ganze Nationalität in Sippenhaft. "Ein Viertel, in dem Algerier wohnen, ist ein Ort, in dem das Verbrechen in die Höhe schießt", hieß es auf einem Transparent bei der von der Polizei genehmigten Kundgebung, von der die spontane Demonstration ausging.

Den Protesten vorausgegangen waren Angriffe und eine Art Hetzjagd von mit Stöcken und Messern bewaffneten Gitanos auf die mutmaßlichen Delinquenten Anfang der Woche. Anders als am Montag und Dienstag und am Dienstag sowie in aggressiven Posts in den sozialen Medien gab es am Freitag aber auch "No a la violencia"-Rufe (keine Gewalt).

Ohne Perspektive auf der Insel

Die von einigen jungen Algeriern begangenen Straftaten häufen sich auf Mallorca schon seit einiger Zeit. Bootsmigranten werden auf Mallorca im Normalfall von der Polizei aufs Festland überstellt, unbegleitete Minderjährige aber werden zunächst bis zur Volljährigkeit von den mallorquinischen Behörden betreut. Manche von ihnen verbleiben danach ohne Perspektive auf der Insel und rutschen in die Kriminalität ab.

Das seit Jahrzehnten vernachlässigte und teils verslumte Son Gotleu ist eines der wenigen Stadtviertel in Palma, in denen es noch halbwegs bezahlbaren Wohnraum gibt. Etliche Wohnungen sind von Hausbesetzern übernommen worden, die sie wiederum untervermieten. Dort sollen einige der jungen Algerier untergekommen sein.

Was sie selbst zu den Vorwürfen sagen, ist nicht bekannt - sie trauen sich, wie es im Viertel heißt, nicht mehr auf die Straße. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, hat die Opposition im Stadtrat am Freitag ein dringendes Eingreifen der Stadtverwaltung gefordert.

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